- Kellerbrand - Trupptrennung - ein getöteter und sieben verletzte FA
(dk) New York, Brooklyn (USA). Während einer Kindergeburtstagsfeier im ersten Obergeschoss wurde Brandgeruch wahrgenommen. Die erste Einheit vor Ort begann im Kellergeschoss mit der Suche nach Personen und der Brandstelle. Durch die starke Wärmeentwicklung war der Trupp zum Rückzug gezwungen. Ein Truppmitglied verlor den Anschluss. Seine Kollegen fanden ihn bewusstlos auf der Kellertreppe vor. Teile seiner Ausrüstung verfingen sich an einem Kleiderhaken. Der Feuerwehrangehörige zog sich eine Rauchvergiftung sowie Verbrennungen 1., 2., und 3. Grades an 80% der Körperoberfläche zu. Sieben weitere FA zogen sich leichtere Verletzungen zu. Als Brandursache gilt allem Anschein nach ein Wäschekorb, der gegen einen Heizkörper gefallen war. Weitere Ermittlungen sind eingeleitet.
Quelle: http://www.firefighterclosecalls.com/ , mit freundlicher Genehmigung von Battalion Chief Billy Goldfeder
Unfälle außerhalb von Deutschland...wirklich soweit entfernt und nicht vergleichbar?
Kommentar zu den New Yorker Unfällen
(dk) Auch wenn diese beiden Unfälle sich in den USA zugetragen haben und sich Bauweise, Einsatztaktik und Ausrüstung der Feuerwehren in den USA und Deutschland recht erheblich von einander unterscheiden, gibt es folgende Fakten:
- Beide Einsätze haben aus einem Routineeinsatz heraus zum tragischen Unglück entwickelt
- Trupps oberhalb des Brandgeschosses geraten in Notlage, Rückweg abgeschnitten
- "Sprung" als letzter Rettungsversuch
- Aufgrund des großen Aufgebotes an Personal und Technik konnte Suche/Rettung und Brandbekämpfung gleichzeitig durchgeführt werden
- Wie oft steht (gerade in der Erstphase) bei Menschenrettung kein Trupp zur Sicherung/Brandbekämpfung zur Verfügung?
- Beim Rückzug bleibt ein FA mit seiner Ausrüstung hängen
- Ein Trupp war für kurze Zeit getrennt
Was unterscheidet diese Unfälle in New York letztendlich von Unfällen in Deutschland?
FDNY reagiert auf Todesfälle - Selbstrettung per Abseilen sinnvoll?
(ar) Nach dem Tod von zwei FA am 23.01.05 bei einem Brand in der Bronx hat die Feuerwehr New York nun reagiert und stellt 10 Millionen Dollar für Ausbildung und Ausrüstung zur Selbstrettung zur Verfügung. Ein großer Kritikpunkt nach diesem Unfall war, dass das FDNY seit einigen Jahren nicht mehr für jeden FA sondern nur noch für entsprechend eingesetzte Einheiten Rettungsleinen bereithält. Einer der bei diesem Brand schwer verletzten FA verklagt nun das FDNY, da keine Rettungsleinen zur Verfügung gestellt wurden. Nach dem o. g. Unfall beschafften FA sogar selbständig Rettungsleinen, da sie glauben, sich so vor ähnlichen Unfällen schützen zu können. Dazu muss gesagt werden, dass bei Selbstrettung durch Abseilen grundsätzliche Probleme bestehen. Diese sind (v. a. auf Deutschland bezogen):
- fehlender Festpunkt, an dem die Leine angeschlagen werden kann, der auch stabil genug ist, das Gewicht eines voll ausgerüsteten AGT zu tragen.
- Zeitdruck & mangelhafte Ausbildung: eine Selbstrettung per Abseilen ist erst dann notwendig, wenn keine andere Alternative mehr zur Verfügung steht. Dann ist jedoch der Zeitdruck sehr hoch und es ist unwahrscheinlich, dass ein durchschnittlicher deutscher FA (in den USA hat die Ausbildung z. T. andere Inhalte) mit der derzeit üblichen Ausbildung unter diesem Stress dazu fähig ist, sich sicher abzuseilen. Denn um unter diesem enormen Stress sich sicher abseilen zu können müsste eine drillmäßige Ausbildung im Abseilen durchgeführt werden; diese Ausbildungszeit würde dann jedoch bei anderen essentiellen Aspekten des Atemschutzeinsatzes fehlen, die sehr viel häufiger benötigt werden und daher auch häufiger geübt werden müssen.
- die in Deutschland übliche Feuerwehrleine wäre großer Hitze ausgesetzt, was ihre Tragfähigkeit herabsetzt bzw. unter Belastung zum Reißen führen kann.
Sehr viel sinnvoller sind daher folgende Maßnahmen:
- realistische Ausbildung der AGT forcieren (Stressresistenz steigern, Realbrandausbildung etc.), um das Entstehen von Situationen, die eine Selbstrettung nötig machen, von vornherein zu vermeiden.
- Für den "Fall der Fälle" sicherstellen einer Anleiterbereitschaft, d.h. Bereitstellen von tragbaren Leitern bzw. In-Stellung-bringen der DLK und diese grob in Richtung Gebäude ausrichten, ohne jedoch an einem bestimmten Fenster anzuleitern, um die AGT bei entsprechenden Notfallsituationen schnell aus dem Gebäude bringen zu können.
Weitere Lösungsansätze können Sie auch der Serie Notfalltraining Atemschutz entnehmen.
Quellen: firehouse.com
firehouse.com II
firehouse.com III
entsprechende Diskussionen auf www.feuerwehr.de/forum
Untersuchungsbericht des FDNY nach dem "Black Sunday" am 23.01.2005
Das Fire Department of New York City veröffentlichte einen Bericht, in dem die Unfälle untersucht werden, die sich am sog. "Black Sunday", dem 23.01.05, ereigneten. An diesem Tag gab es bei zwei verschiedenen Brandeinsätzen in NYC insgesamt 3 Tote und 11 Verletzte. Der veröffentlichte Bericht untersucht den Unfall, bei dem zwei AGT aus einem Fenster im 3. OG sprangen, da sie durch den Brand bedroht waren, ihnen jedoch keine Rettungsmöglichkeit (Abseilen, Leitern der Feuerwehr) mehr zur Verfügung stand. Im Bericht wurden viele Mängel und Fehler bei diesem Einsatz festgestellt, die auf allen Ebenen von den Kräften vor Ort vorhanden waren bzw. gemacht wurden. Die wichtigsten Punkte:
- Den Feuerwehrleuten stand kein System zur Selbstrettung zur Verfügung
- Die entsprechenden Vorschriften wurden nicht aktualisiert
- Mangelnde Ausbildung an neuen Löschfahrzeugtypen und in der Selbstrettung
- Der Grad der Bedrohung wurde der Einsatzleitung nicht gemeldet
- Zwei eingefrorene Hydranten wurden nicht aufgetaut
- in der wichtigsten Schlauchleitung kam es zum Druck- und Wasserabfall
- illegal eingezogene Trennwände im betroffenen Gebäude
Die Angehörigen der getöteten Feuerwehrmänner hoffen nun, dass die aus diesem Einsatz gezogenen Lehren dazu führen, ähnliche Unfälle in Zukunft zu vermeiden. Das FDNY hat schon erste Schritte in die richtige Richtung unternommen, indem ein derart selbstkritischer Bericht erstellt wurde.
Nach einer ausgiebigen Testphase hat das FDNY nun mit der Ausgabe neuer Systeme zur Selbstrettung mittels Abseilen begonnen. Jeder der 11000 New Yorker Feuerwehrleute wird ein entsprechendes flammfestes Nylonseil und das dazugehörige Geschirr in den nächsten acht Monaten erhalten.
Der Commissioner des FDNY sagte, dass es Sinn und Zweck derartiger Untersuchungsberichte sei, festzustellen, welche Fehler gemacht wurden und wie diese in Zukunft vermieden werden können. Die Suche nach einem Schuldigen und daraus resultierende Disziplinarmaßnahmen dagegen sind nicht der Grund für die Erstellung dieser Berichte.
Quelle: www.firehouse.com , www.firehouse.com II