- Übungsfeuer - ein getöteter FA

(ar) Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Lübeck-Niendorf ist bei einer Routineübung tödlich verunglückt.

Seit Monaten stand ein altes, heruntergekommenes Haus auf einem ehemaligen Gestüt leer. 22 freiwillige Helfer wollten dort den Ernstfall proben: ein Feuer in einer Wohnung.

Wie konnte es zu dem tödlichen Unfall kommen? War die Übung "zu real"? Hat der erfahrene Feuerwehrmann Fehler gemacht? Der Verstorbene und ein Kamerad hatten die Übung vorbereitet. Ausgerüstet mit Schutzjacken und Atemschutzgeräten gingen sie in die Baracke. In der Badewanne wollten sie altes Holz und Sträucher entzünden. Während das spätere Opfer den Brand entfachte, verließ sein Kamerad das Haus. Fest steht: Das Feuer hatte sich in dem mit Holz verkleideten Gebäude nach kriminalpolizeilichen Ermittlungen so schnell ausgebreitet, dass ihm hierdurch das Verlassen der Räume durch die vorhandene Fluchttür unmöglich war.

Die Türklinken und Fenstergriffe waren bereits vor der Übung nicht mehr vorhanden und offensichtlich von Unbekannten gestohlen worden. Als die übrigen Helfer ihn befreiten, atmete er nicht mehr, seine Haut war größtenteils verbrannt. Die anwesenden Feuerwehrleute brachten ihn aus dem Haus und leisteten sofort erste Hilfe. Notarzt und Rettungswagen waren schnell vor Ort. Der Mann wurde in die Uniklinik gebracht, erlag dort aber seinen Verletzungen. Seine Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr und seine Familie werden seelsorgerisch betreut.

Noch am Abend beschlagnahmen Polizei und Staatsanwaltschaft die Unglücksstelle. Das Kommissariat 11 hat die Ermittlungen abgeschlossen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich hier um einen tragischen Unglücksfall handelt.

Aus Feuerwehr-Kreisen wurde bekannt, dass die Helfer für die Wasserversorgung während der Übung keinen Hydranten angezapft hatten. Das Wasser sollte aus einem Tank fließen. Dies ist laut Feuerwehr-Pressesprecher "nicht unüblich".

Der erste tödliche Unfall bei einer Lübecker Feuerwehr-Übung seit 1945 muss Konsequenzen haben: "Wir dürfen nicht einfach zum Alltag zurückkehren." Sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind, soll eine Kommission ihre Arbeit aufnehmen. Die Vorschriften müssten verschärft werden, damit sich ein solches Unglück nicht wiederholt. Unter anderem solle geprüft werden, welche Gebäude sich für Übungen mit Feuer eignen. Schleswig-Holsteins Landesbrandmeister Uwe Eisenschmidt aus Meldorf sagte den Lübecker Nachrichten, er wolle auch weiterhin an "heißen Übungen" festhalten. "Ich bedauere zutiefst, was geschehen ist. Wir werden aus dem Unglück Schlüsse ziehen. Aber wir brauchen diese realistischen Simulationen, um unsere Feuerwehrleute auf den Ernstfall vorzubereiten."

Spendenkonto:
Für die Witwe des toten Hauptfeuerwehrmannes haben Kameraden unter dem Stichwort "Unfall FF Lübeck" ein Hilfskonto bei der Raiffeisenbank Ratzeburg (BLZ: 200 698 61; Konto: 15 05 803) eingerichtet.

Weitere Informationen:

Quellen:
Andreas Meyer von den Lübecker Nachrichten
Frank Doblinski von der Pressestelle der Polizeiinspektion Lübeck