10. November 2006 - US-Studie: Erhöhte Krebsraten bei Feuerwehrleuten

(ar) Cincinnati, OH (USA) – Eine Studie der University of Cincinnati, die in der Novemberausgabe des "Journal of Occupational and Environmental Medicine" veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass Feuerwehrleute einem signifikant höherem Risiko ausgesetzt sind, ein Multiples Myelom (MM) zu entwickeln. Auch das Risiko für das Non-Hodgkin-Lymphom sowie Prostata- und Hodenkrebs ist erhöht. Einer der beteiligten Forscher sagte, dass das Forschungsteam glaubt, dass "eine direkte Beziehung zwischen der Exposition gegenüber chemischen Stoffen, denen Feuerwehrleute bei der Arbeit ausgesetzt sind, und ihrem erhöhten Krebsrisiko" besteht. Die Forscher betrachteten 32 ältere Studien und führten eine Meta-Analyse durch und bestätigten dadurch frühere Erkenntnisse, dass Feuerwehrleute ein höheres Risiko für das multiple Myelom und auch eine mögliche größere Anfälligkeit für andere Krebsarten besitzen. Die Autoren schreiben, dass Feuerwehrleute nicht nur beim Löschen von Bränden Gefahren ausgesetzt sind, sondern auch häufig Gefahrstoffen ausgesetzt sind, sowohl an der Einsatzstelle von Bränden als auch in den Feuerwachen. Zitat: "An der Einsatzstelle besteht die Gefahr, dass Feuerwehrleute diversen Mischungen von Schwebstoffen, Gasen, Nebeln, Rauchen organischer und/oder anorganischer Natur sowie Pyrolyseprodukten ausgesetzt sind." Feuerwehrleute können auch Schwermetallen, krebserregenden Chemikalien, flüchtigen Gasen, Mineralien wie z.B. Asbest und anderen Substanzen mit akuter toxischer Wirkung ausgesetzt sein. Zitat: "In einigen Situationen kann das Tragen von Atemschutz unpraktisch sein oder als nicht notwendig betrachtet werden, wobei es zu einer unbemerkten Exposition kommen kann." Zu diesen Gefahren zählen auch Dieselabgase, die sich in Fahrzeughallen ansammeln können, wenn keine Absaugungen o.ä. vorhanden sind. Auch Schwebstoffe aus Trümmern von Gebäuden, einschließlich pulverisiertem Zement und Glasstaub, Fiberglas, Asbest, Quarz, Schwermetallen, Ruß und andere Verbrennungsprodukte gefährden Feuerwehrleute. Bei der Studie wurde das Risiko, an einer von 21 Krebsarten zu erkranken, nach dem Modell der International Agency for Research on Cancer in die Kategorien "wahrscheinlich", "möglich" und "unwahrscheinlich" eingestuft. Grundlage der Studien waren 32 ältere Studien in denen 110 000 US-Feuerwehrleute, meist Männer, untersucht worden waren. Das relative Risiko für das multiple Melanom betrug demzufolge 1,52, das für Non-Hodgkins-Lymphom 1,51 und das für Prostatakrebs 1,28. Zusätzlich wurde Hodenkrebs, der nur in 4 der 32 Studien untersucht worden war, von seiner ursprünglichen "möglichen" Klassifzierung auf "wahrscheinlich" angehoben, da das Risiko hierfür bei 2,02 liegt. Damit hat Hodenkrebs das höchste Risiko; bemerkenswert ist weiterhin, dass für Hautkrebs ein höheres Risiko besteht als für Prostatakrebs. Feuerwehrleute haben auch ein "möglicherweise" erhöhtes Risiko für diverse andere Arten der Krebserkrankungen, einschließlich des Melanoms und anderer Hautkrebsarten, Leukämie sowie Hirn-, Rektal-, Mundhöhlen-, Rachen-, Magen- und Darmkrebs. Einem der Forscher zur Folge besteht dringender Handlungsbedarf für zusätzliche PSA, um Feuerwehrleute vor der Inhalation und Aufnahme über die Haut von bekannten oder vermutlich krebserregenden Stoffen zu schützen. Zusätzlich sollten Feuerwehrleute nach entsprechenden Einsätzen natürlich duschen und sehr sorgfältig ihren gesamten Körper waschen und Ruß sowie andere Rückstände entfernen, um eine Aufnahme über die Haut zu vermeiden.

Die Autoren der Studie merkten an, dass das tatsächliche Risiko für Krebs bei Feuerwehrleuten im Vergleich mit dem Rest der Bevölkerung möglicherweise aufgrund des sog. "Healthy-worker-Effekt" unterschätzt wird, d.h. das Krebsrisiko bei den untersuchten Patienten scheint geringer, weil Feuerwehrleute im Allgemeinen hohe physische Leistungsfähigkeit nachweisen müssen, um Aufnahmeprüfungen zu bestehen und sich auch im Verlauf des Arbeitslebens weiter fit halten. Auch die gute Krankenversicherung ist hier ein möglicher verfälschender Faktor.

Der "healthy-worker-Effekt" ist für Krebs jedoch wohl geringer anzusetzen als für Krankheiten wie die Koronare Herzkrankheit (KHK).

Quelle: http://firefighterclosecalls.com/fullstory.php?37375

Kommentar: Eine logische Konsequenz aus den o. g. Erkenntnissen ist der konsequente Einsatz von Atemschutz auch bei Nachlöscharbeiten, da auch bei einer scheinbar "kalten" Einsatzstelle noch lange Zeit nach "Feuer aus" giftige Stoffe auftreten können. Auch die Bedeutung der Einsatzstellenhygiene und die Notwendigkeit der regelmäßigen, fachgerechten Reinigung der Einsatzkleidung sind offensichtlich.

Zu weiteren Infos zum sachgemäßen Umgang siehe unter anderem die vfdb-Richtlinie 10/03 (http://vfdb10.umsicht.fhg.de/downloads/Richtlinien/RL10-03_1997.pdf)