4. März 2006 - Seminar Gebäudebrandbekämpfung

(dk) Winsen an der Luhe (NS). Winsen an der Luhe war am 4. März 2006 der Treffpunkt für 220 Teilnehmer beim Seminar Gebäudebrandbekämpfung. Aus der gesamten Bundesrepublik waren Angehörige aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehren, Berufs- und Werkfeuerwehren sowie Vertreter einzelner Landesfeuerwehrschulen angereist. Die Teilnehmer mit dem weitesten Reiseweg waren zwei Angehörige der Berufsfeuerwehr Zagreb/Kroatien. Die Veranstaltung war die Zweite dieser Art und wurde von Pro-Inforum GbR veranstaltet, einer Firma, die sich zum Ziel gesetzt hat, Interessierten für den Einsatz- und Übungsdienst relevantes Hintergrundwissen in kompakter Form aufzubereiten und somit zu einer Verbesserung der Arbeit aller Feuerwehren beizutragen. Die Auswahl an Vorträgen und Referenten versprach einen interessanten und aktuellen Inhalt der Veranstaltung. Umrahmt wurde das Seminar von einer kleinen Ausstellung einschlägiger Hersteller und einem von Ingo Horn und Dietmar Kuhn betreuten Atemschutzunfaelle.de-Info-Stand.

Erster Referent war Paul Grimwood, ehemaliger Ausbilder der BF London und weltweit renommierter Experte auf dem Gebiet der Brandbekämpfung. Neben Berater und Gutachtertätigkeit ist er Kennern der Szene auch als Autor vieler Fachbücher bekannt. Sein Vortrag gliederte sich in zwei Teile. Im ersten Teil berichtete er über Grundlagen der Gebäudebrandbekämpfung. Zusammenhänge zwischen taktischer Ventilation und Maßnahmen im Innenangriff wurde hier ebenso erläutert wie Risiken für Einsatzkräfte, welche überwiegend in der Bauart moderner Häuser begründet liegen. Beispiele von Einsätzen aus den USA und Großbritannien untermauerten seine Thesen. Im zweiten Teil seines Beitrages referierte er über die "3 D–Brandbekämpfung". Grundlage für dieses neuzeitliche Vorgehen im Innenangriff ist das Verständnis dafür, dass es sich bei Bränden nicht um zweidimensionale Ereignisse, also um Brände einer bestimmten Fläche handelt, sondern um Dreidimensionale. Das heißt insbesondere dem Vorhandensein brennbarer Gase in der Rauchschicht muss Rechnung getragen werden. 3 D-Brandbekämpfung hat ihren Ursprung in Schweden. In Großbritannien wird sie seit etwa 10 Jahren angewandt. Andere Europäische Länder sind derzeit dabei, diese Löschtechnik einzuführen. Die Beiträge von Paul Grimwood waren in Englisch und wurden von Adrian Ridder aus dem Team Atemschutzunfaelle.de übersetzt. In seiner Doppelfunktion zeichnet Adrian Ridder sich nicht nur für Beiträge bei Atemschutzunfaelle.de verantwortlich. Auch für den deutschen Teil von Grimwoods Internetplattform firetactics.com liefert er Übersetzungen der englischen Veröffentlichungen.

Dipl.-Ing. Christian Pannier, Ingenieur der Sicherheitstechnik und Mitarbeiter eines Herstellers für PSA referierte über die Grundlagen bei der Beschaffung von Schutzkleidung. Die technische Fortentwicklung der Textilien, europäische und nationale Normen, der Einfluss der Unfallversicherer und die Länderhoheit bei den deutschen Feuerwehren verlangen umfassende Kenntnisse der Zusammenhänge beim Thema Schutzkleidung. Pannier gab einen Überblick über die jüngste geschichtliche Entwicklung in diesem Bereich. Über die Besonderheiten von PSA für den Brandeinsatz handelte sein zweiter Beitrag. Dem gestiegenen Schutzniveau der Einsatzkleidung steht auch ein sprunghafter Anstieg der Kosten für Einsatzkleidung gegenüber. Nicht nur bei der gegenwärtigen Haushaltslage der Kommunen ist deshalb eine genaue Definition der Schutzziele "wer braucht welche PSA für welche Tätigkeit" unabdingbar. Er zeigte anhand eines Beispiels seiner Heimatfeuerwehr wie die Beschaffung von PSA für den Brandeinsatz vollzogen werden kann.

BM Jan Ole Unger von der BF Hamburg widmete sich dem Thema Taktik im Drehleitereinsatz. Sicherer Betrieb taktische Überlegungen Risiken und Gefahren beim Einsatz der Drehleiter waren Inhalt seines Beitrages. Jan Ole Unger betreibt überdies ebenfalls die Internetseite www.drehleiter.info, die sich dem Thema Drehleitereinsatz widmet. Die HAUS-Regel, eine Anleitung zum sicheren und effizienten Einsatz der Drehleiter wurde von Jan Ole Unger entwickelt und dem interessierten Publikum näher erläutert.

BA Jan Südmersen, u.a. auch Mitglied im Team von Atemschutzunfaelle.de, Ausbildungsleiter der BF Osnabrück und Pionier moderner Löschtaktiken in Deutschland referierte über dir Grundlagen der taktischen Ventilation. Im ersten Teil seines Beitrages zeigte er die Notwendigkeit von Maßnahmen des Rauchabzuges auf. Er gab einen Überblick über verschiedene in Frage kommenden Maßnahmen den Abzug von Rauch und Wärme aus Gebäuden sicherzustellen. Im zweiten Teil erläuterte er die fachgerechte Anwendung der Überdruckbelüftung.

Das Thema Standardeinsatzregeln SER stand im Mittelpunkt des Beitrages von OBR Arvid Graeger, BF Düsseldorf. SER’s sind eine Verfeinerung der bekannten Feuerwehrdienstvorschriften. Vorbild hierfür sind die Standard Operation Procedures SOP’s aus den USA. Während in den USA diese Anleitungen bereits seit Jahren eingeführt sind, befinden sie sich in Deutschland erst im Aufbau. Graeger gab einen Überblick welchem Zweck SER’s dienen und wie sie zu erstellen sind. Weitere Infos finden Sie auf www.standardeinsatzregel.org.

Eine bereits erarbeitete und eingeführte SER, welche den Einsatz des Sicherheitstrupps regelt, stellte HFM Tobias Höffs, FF Wahlstedt vor (www.atemschutztraining.de). Die SER regelt in diesem Fall die Qualifikation, die Ausrüstung sowie das Vorgehen des Sicherheitstrupps. Höffs zeigte auf, wie im Vorfeld durch das Erarbeiten einer SER der Einsatz vorbereitet werden kann und gleichzeitig auch eine bestimmte Qualität sichergestellt wird.

Für die hervorragende Organisation des sehr gut besuchten Seminars zeichnete das Team von Pro-Inforum, bestehend aus Rosi, Lars und Sven Koopmann, verantwortlich. Die Veranstaltung lieferte einen wertvollen Beitrag zum Informationsaustausch sowohl zwischen Referenten und Zuhörer als auch unter den Teilnehmern selbst. Aufgrund des Erfolges ist für den 14.10.2006 wiederum in Winsen a. L. (Niedersachsen)ein weiteres Seminar geplant. Details und die zu erwartenden Themen finden Sie auf www.proinforum.de.